Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, lacht und bietet nichts. Weder ihre Vizepräsidentschaft noch ihr Auftritt im Wahlkampf lassen Raum für Hoffnung. Diese Frau soll allen Ernstes das Amt der mächtigsten Politikerin der Welt ausfüllen?

Es stimmt, Kamala Harris war von Beginn der Präsidentschaftsdebatte mit Donald Trump am 10.September an mental besser vorbereitet und konnte Trump immer wieder Stöckchen hinhalten, über die dieser tatsächlich sprang. Von Trump ist in dieser Debatte vor allem sein Satz über „Cats and dogs“ in Springfield in Erinnerung geblieben: They eating the dogs…“ Doch trotz dieser kleinen Vorteile, konnte Harris in den folgenden Wahlkampfwochen nicht punkten. Selbst demokratenfreundlichen Beobachter nicht übersehen: Kamala Harris kann politische Substanz nicht vermitteln, allzu oft fallen ihr in Interviews die einfachsten Antworten schwer, es ist kaum herauszukriegen, für was sie steht, was sie konkret für die USA tun will und wie sie die herausgehobene weltpolitische Bedeutung der USA einschätzt und entwickeln will. Seit drei Monaten im Rennen hat sie immer noch keine einzige konsistente politische Agenda darlegen können. Und sie hat in den letzten 5 Jahren seit ihrer ersten kläglich gescheiterten Präsidentschaftskandidatur 2019 und auch Vizepräsidentin keine politischen Meriten erworben.
Daß die jetzt 60-jährige Harris aktuell im Wahlkampf die Newcomerin spielt, die eine „neue Seite aufschlagen“ und „nach vorne“ sehen will, wie sie neuerdings betont, und sich auch in dem Duell mit Donald Trump am 10.September, von den Moderatoren unhinterfragt, als unbelastete Kandidatin, die jung, dynamisch, fröhlich und zukunftsorientiert die Nation mitreißen könnte, darstellte, und so tat als hätte Donald Trump die Harris-Biden-Politik der letzten knapp vier Jahre zu vertreten, stellt die Realität in grotesker Weise auf den Kopf. Sie selbst war seit Januar 2021 Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten und bleibt dies bis Januar 25. Eigentlich hätte sie bis dahin die verdammte Pflicht als Vizepräsidentin tätig zu sein.
Stattdessen benimmt sich Harris derzeit wie eine Kandidatin, die frisch aus dem Ei geschlüpft ist, die sich ausschließlich als Trump-Verhinderin wahrnimmt und auch so agiert und die von keiner Regierungsverantwortung angefochten ist. Biden ist nur noch peinlich. Und Trump kam in dem TV-Duell mit Harris in die Rolle des quasi amtierenden und unbedingt zu stürzenden Noch-Präsidenten, der alle Mißstände der letzten vier Jahre zu vertreten hätte.
Das Versagen der Biden-Harris-Administration
Doch das möglicherweise von Kamala Harris „gewonnene“ TV-Duell sowie die lang angekündigte Unterstützung von Taylor Swift sind in den USA längst nebensächlich geworden. In allen Interviews und Auftritten, die Harris seitdem hingelegt hat, hinterließ sie einen desaströsen Eindruck, zuletzt bei einem eigens für sie organisierten Event mit der Talk-Legende Oprah Winfrey. Kamala Harris verhaspelte sich derart in sinnlosem pathetischen Nonsense, dass selbst Oprah Winfrey die Sprache weg blieb. Winfrey schien fassungslos: Was ist los mit dieser Kandidatin, die keinen einzigen substanziellen Satz zu irgendeinem Thema zustande bringt? Das Interview erreichte lächerliche 300 000 Zuschauer, eine Katastrophe für das Demokratenlager.
Auch die harte geopolitische Realität rückte spätestens seit dem Jahrestag des 7.Oktober, dem Tag des Überfalls der Hamas auf Israel, zwangsläufig wieder in den Focus: Der Krieg in Israel und Gaza gegen die Hamas, die Hisbollah, den Iran ist virulent. Der Ukrainekrieg tobt seit 2 1/2 Jahren auf der Stelle. Zu Recht steht die Biden-Harris-Administration als die Regierung da, die den Krieg in der Ukraine seit 3 ½ Jahren nicht mit Verhandlungen verhindert hat, die diesen Krieg militärisch nicht gewonnen und die ihn auch nicht befriedet hat, aber mit Milliardensummen und Unmengen von Militärequipment befördert hat. Die Reaktion der Biden-Harris-Regierung auf Putins Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 22 ist anhaltend unqualifiziert und leistet ihren Beitrag zu dem massenhaften Sterben von Soldaten und Zivilisten in der Ukraine und in Russland.
Die Weltpolitik ist einem fragilen Zustand. Die Vokabel vom Dritten Weltkrieg ist immer häufiger zu hören, in einer Weise, die schon in Richtung einer Massenvernebelung geht, während Harris zum Beispiel in Michigan gerade mit Rapper Eminem und Obama Wahlkampf auf einem etwas armseligen Pop-Niveau inszeniert.
Der desaströse Abzug des US-Militärs aus Afghanistan
Auch der Abzug des amerikanischen Militärs aus Afghanistan im Sommer 2021 ist vom Biden-Harris-Team desaströs, extrem viele Opfer fordernd, blamabel und kostspielig administriert worden, mit katastrophalen Folgen für die einheimische Bevölkerung in Afghanistan, insbesondere für die unter die Burka und ins Haus zurück gezwungenen Frauen, die bezeichnenderweise selber nie zu Flüchtlingen werden. Insgesamt ist durch den Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan, sehr viel menschliches Leid entstanden. Die Taliban konnten in Afghanistan auf eine Art Fuß fassen, die negative weltpolitische Konsequenzen in sich trägt. Von der faktischen Aufrüstung der Taliban durch zurück gelassenes milliardenschweres Militärmaterial ganz abgesehen.
Am meisten interessiert die amerikanischen Wähler das Thema Wirtschaft, besonders die Inflation, die die Güter des täglichen Bedarfs und den Wohnraum für die kleineren Einkommensschichten quälend teuer gemacht hat. Die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft, besonders gegenüber China, die Energieversorgung des Landes, das Haushaltsdefizit – das sind die Themenfelder, die Kamala Harris mit Substanzlosigkeit umschifft. Eine Parola von ihr, 3 Millionen neue Wohnungen für Mittelklassefamilien von Staats wegen unterstützen zu wollen, ist nichts als eine schöne Verpackung, in der keine Torte drin ist; kein Finanzierungsmodell, keine Antwort darauf, wie sie so etwas in einem Bundesstaat mit 50 verschiedenen Realitäten umsetzen will.
Ursprünglich positionierte sich Harris als starke Anhängerin des Green New Deal strikt gegen das Fracking, in ihrem Interview mit CNN sprach sie sich überraschend für Fracking aus, wie sie auch sonst anerkanntermaßen sprunghafte Wendemanöver in ihrer Politik vollzieht; Jüngst outete sie sich – entgegen ihrer langjährigen Anti-Rifle-Haltung, selbst als Waffenbesitzerin, die auch schießen übt, damit sie sich irgendwelcher Einbrecher erwehren kann.
Das Thema der außer Kontrolle geratenen illegalen Masseneinwanderung
Das Thema der außer Kontrolle geratenen illegalen Masseneinwanderung über die Südgrenze der USA hat das Potenzial wahlentscheidend zu sein und dies zu Recht. Es geht offenbar um die Einwanderung von 20-25 Millionen Migranten in den letzten 4 Jahren. Jedenfalls wurde diese Zahl zum Beispiel von J.D. Vance in dem Duell der Vizekandidaten vom 2.Oktober auf NBC genannt und von Faktencheckern in den USA nicht beanstandet und dies obwohl die Medien in den USA sonst so gut wie alles, was aus dem Trumplager gesagt wird, auseinandernehmen und zu widerlegen versuchen. Was die Zahlen für die Einwanderung der letzten 3 1/2 Jahre unter der Biden-Harris-Administration angeht, hält sich das Lager der Demokraten extrem bedeckt, Harris weicht auch bei konkreten Fragen auf Zahlen aus und antwortet nicht. Wikipedia spricht von 7,5 Millionen legalen Einwanderern in den letzten 3 1/2 Jahren, die illegalen Einwanderer nicht mitgerechnet.
Für die in jedem Fall exorbitanten Einwanderungszahlen hat das Tandem Biden-Harris in den letzten knapp 4 Jahren die Verantwortung zu übernehmen: Biden und Harris hatten kurz nach ihrer Wahl im Januar 2021 die Grenze zu Mexiko wieder ganz weit aufgemacht und Trumps vorangegangene Bemühungen und Schritte die 3000 km lange Grenze zu Mexiko durch eine Mauer und viele Gesetze zu schließen, kaum im Amt, rückgängig gemacht. Das wirkte wie eine Einladung, wie ein Magnet: Die Zahlen der Grenzübertritte explodieren seitdem. Dabei ist das Phänomen virulenter geworden, dass nicht nur Menschen aus Lateinamerika in die USA kommen, sondern inzwischen Menschen aus der ganzen Welt die offenen Grenzen in die USA stürmen: aus China, Indien, aus der arabischen Welt und aus vielen afrikanischen Staaten. Erst in jüngster Zeit haben Biden und Harris eine eigene Kehrtwende in ihrer Einwanderungspolitik versucht.
Kamala Harris, die von Biden beauftragt war, sich mit Venezuela, Guatemala und anderen Ländern in Verbindung zu setzen und die Fluchtursachen in den Herkunftsländern, die allerdings seit Jahrzehnten bekannt sind, zu ergründen, mit dem Ziel das Fluchtgeschehen einzudämmen, war ein Totalausfall. Das Interviewstatement von Harris bei NBC aus Juni 2021, in dem Harris zugeben musste, dass sie das Geschehen an der Grenze noch nicht einmal persönlich in Augenschein genommen hatte, geht bis heute viral und hinterläßt einen verheerenden Eindruck. Politik ersetzt Harris in diesem Interview, in dem sie öffentlich an die Einwanderer gewandt sagte: „Don’t come, don’t come.“Als Vizepräsidentin ist sie, soviel steht fest, bis jetzt rundum eine Low Performerin. Inzwischen soll Harris die Grenze zu Mexiko wenigstens einmal besucht haben.
Ist Harris eine „Idiotin“, wie sie in zahlreichen Medien bezeichnet wird, die sich in fast jedem Interview im Nirwana verliert? Oder ist die frühere oberste Staatsanwältin von Kalifornien und aktuelle Vizepräsidentin eine Art Mittelklasse-It-Girl, als die die Demokraten sie gern verkaufen möchten?
Baby-Boomerin Harris
Die 60.jährige Baby-Boomerin Kamala Harris wirkt, so fröhlich ihr Auftritt auf den ersten Blick erscheinen mag, wie eine in die Jahre gekommene Vertreterin der Yuppie-Generation, young, urban,professionell: unpolitisch, luxus- und karriereorientiert, ein wenig egozentrisch, party-affin, beeinflusst von bad girl-Attitüden der achtziger Jahre (Madonna) und neu entdeckt als heutige coole XcX-Göre (brat), wie sie auf Tiktok gehandelt wird, und statt Argumenten und Substanz verwendet sie die angesagten Codes. Damit ist sie, so hip sie sich selber finden mag, in Wahrheit aus der Zeit gefallen und kann die Menschen, als deren Anwältin sie sich neuerdings aufspielt, mit ihren realen Sorgen nicht erreichen: Sie redet an ihnen vorbei. Auf die Frage, ob sie schon mal Marihuana geraucht hat, sagte sie kürzlich: „Are you kidding me, i’m from Jamaika.“ Ihre Auftritte wirken manchmal „hammered“, wie nicht wenige Menschen in den sozialen Medien anmerken und viele Videos teilen, in denen Harris, statt Antworten zu liefern, wiedermal nur ihr Mantra vorführt, dass sie ein Mittelklasse-Girl sei. Doch es wird eng für Kamala Harris: Nur ein bisschen Showmachen für die Karriere machen, und sich ansonsten als Waffe zur Verhinderung von Trump aufbauen zu lassen, reicht nicht: Ihre Sitcom-artigen Lachsalven, jedes Mal, wenn sie gerade keine Worte mehr findet, sind auf die Dauer peinlich.
Wer die überschäumenden Vorschusslorbeeren, die über Kamala Harris ausgeschüttet werden und die geradezu hysterischen Unterstützungsorgien aus dem Demokratenlager, zur Kenntnis nimmt, sowie die maßlosen Überhöhungen von Harris zum Beispiel auch in Deutschland, gar als „Erlöserin“ (der „stern“ hat sich nicht entblödet das Haupt von Kamala Harris auf die Freiheitsstatue zu setzen und so auf dem Titelblatt abzudrucken) in den Medien verfolgt hat, muss sich wundern, wie wenig Honig Harris daraus zu saugen in der Lage ist.
Fakt ist: Die Demokraten könnten im Moment den berühmten Besenstiel aufstellen, er würde von den demokratischen Parteigängern täglich frenetisch beklatscht und hoch genobelt. Die Demokraten und ihr Mainstreamlager begnügen sich mit der Funktion, die sie Kamala Harris angeklebt haben. Sie soll die Trump-Verhinderin sein, das soll dann offenbar als politische Substanz reichen. Fakt ist: weder ihre Amtsführung als Vizepräsidentin noch ihr Auftritt im Wahlkampf weisen sie als jemanden aus, der das Amt des mächtigsten Politikers der Welt ausüben dürfte.
Die beinahe fanatischen Harris-Supporter und aggressiven Trump-Hasser sind objektiv nicht in der Lage überhaupt zu beurteilen, ob ihre Behauptungen, Harris sei intelligent, menschlich und politisch fähig, irgendeinen Realitätsbezug haben, denn niemand kennt Kamala Harris wirklich. Wie schlecht muss es den Demokraten in den USA gehen, dass sie vor vier Jahren einen Biden ins Rennen geschickt haben, der schon zu Beginn seiner Amtszeit senil war und mit der Affäre um seinen Sohn Hunter Biden (Laptop-Affäre) belastet war, und dass sie jetzt offenbar auf eine Harris angewiesen sind.
Bettina Röhl begleitet die US-Wahlkämpfe journalistisch, gemeinsam mit ihrem Mitautoren Wolfgang Brümmer, seit April 2008, seit dem Demokraten-Duell Hillary Clinton gegen Barack Obama in vielen Medien.
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